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Nachhaltigkeit im Textildruck – Ein Widerspruch?

Die Modeschöpfer schlagen uns im 3-Monatstakt die Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winter-Kollektionen um die Ohren und zeigen uns damit, wie altbacken und unmodisch/unmodern wir durch die Gegend laufen. Und das selbstredend jedes Jahr. Natürlich zieht hier immer das Argument Aufträge/Arbeitsplätze, aber bleiben wir ehrlich: Umweltfreundlich ist das garantiert nicht. Wir wollen/müssen also drucken, keine Frage, schließlich ist das unsere Aufgabe, unser Beruf. Im Bereich Arbeits- und Sportkleidung haben wir sogar ein Interesse an einer längeren Lebensdauer, als den Rhythmus anziehen/durchschwitzen/wegwerfen, wie es die Modekonzerne bei einfacher Freizeitkleidung wohl gerne hätte. Aber wie wir das tun, bestimmen wir gottseidank noch selbst. Und auch für den Textildrucker gibt es Dinge, die er in puncto Nachhaltigkeit beachten kann.

Paletten-Kleber – wässrig vs. lösemittelhaltig

Fangen wir mit etwas ganz Banalem an: Textilien können nicht via Saug-/Vakuumplatte rutschfest auf Druckkarussellen oder Drucktischen fixiert werden, so wie das grafische oder industrielle Siebdrucker mit ihren Materialien tun können. Was nehmen wir also? Klar: Klebstoffe. Und leider viel zu häufig aus Sprühflaschen. Ich nenne Sprühkleber ein „faules“ Produkt, weil es ja sooo schön bequem ist. Einfach nur auf ein Knöpfchen drücken und schon fliegt der Klebstoff dorthin, wo man ihn haben will. Leider fliegt der Klebstoff aber auch ringsum auf den Boden, zum Teil in die Maschine und vor allem in die Luft. Dort darf man ihn dann einatmen und dort speichern, wo er nicht hingehört, nämlich in unseren Lungen. Dazu kommt noch, dass ich in 9 von 10 Fällen beobachte, dass der Sprühkleber direkt auf die Palette gesprüht wird. Warum mir das nicht gefällt, dazu gleich mehr. Zuerst möchte ich aber den meistpraktizierten Ablauf skizzieren: Bei qualitativ einfacheren – und erst recht bei billigsten – Textilien setzt sich so eine Klebstoffschicht mehr oder weniger rasch mit losen Fasern zu. Ergo: Das Textil wird nicht mehr zuverlässig festgehalten. Nachsprühen ist angesagt. Irgendwann ist das Bett aus Klebstoff und Textilfasern aber so uneben, dass damit kein sauberer Druck mehr möglich ist und die Palette komplett gereinigt werden muss. Und die großen Karusselle haben 8, 10 oder 12 Paletten. Der Textildrucker zieht also (hoffentlich) Gummihandschuhe an, greift zu Putzlappen und Lösemittelreiniger und hat nach einiger Zeit wieder saubere Paletten vor sich … und unnötig Zeit, Lösemittel, Putzlappen verbraucht und vor allem: Sondermüll produziert!

T-Shirt-Palette mit Fasern- und Klebstoffschicht
T-Shirt-Palette mit Fasern- und Klebstoffschicht

Haftpapier schont den Geldbeutel und die Umwelt

Die schlaueren Textildrucker bekleben vor dem Klebstoffauftrag ihre Paletten mit preisgünstigem Haftpapier, z. B. Schlee Applikation-Tape 130, Rolle zu 122 cm Breite, 100 lfm, abgestochen auf Wunschbreite und benutzen anstelle eines oben erwähnten Lösemittel-Sprühklebers lieber einen wasserbasierenden Rollkleber (mit einer kleinen Kunststoffwalze aus dem Baumarkt aufgetragen), z. B. Texline Fix W von KIWO. Damit schlagen Sie mehrere Fliegen mit einer Klappe:

  1. Nutzung von 100 % des aufgetragenen Klebers, da nur die Paletten Kleber erhalten.
  2. Keine Geruchsbelästigung im Raum.
  3. Kein Einatmen von Lösemitteln und Klebstoffbestandteilen.
  4. Maschine, Boden und Kollegen werden geschont.
  5. Wegfall von Lösemittelreiniger.
  6. Wegfall von Putztüchern.
  7. Wegfall von Sondermüllkosten.
  8. Wegfall von Schutzhandschuhen.
  9. Wegfall von Plastikmüll (Sprühflaschen).
Texline Fix W von KIWO
Texline Fix W von KIWO

Okay, das Aufbringen des Tapes kostet ein paar Sekunden pro Palette. Aber haben Sie ein Fasern/Klebstoff-„Gebirge“, ziehen Sie das unbrauchbare Tape einfach ab, knüllen es zusammen und geben es in den normalen Gewerbemüll. Ich denke, dass jeder, der rechnen kann, in diesen 9 Vorteilen auch einen knallharten wirtschaftlichen Vorteil erkennen wird.

Praxistipp:

Ich beobachte leider zu oft, dass in der Hektik des Tages auf frisch aufgetragenen Kleber zu rasch wieder Textilien aufgezogen werden. Klar, dass da dann ein Teil des Klebstoffes auf der Innenseite des Textils – und später auf der Brust des Trägers – landet. Ist es wirklich so zeitraubend, ein paar Sekunden mit dem IR-Zwischentrockner oder einem Fön den Träger des Klebstoffes, nämlich Wasser (oder Lösemittel), abzulüften? Die paar Sekunden Zeitverlust werden locker durch den geringeren Klebstoffverbrauch ausgeglichen.

Sparsame IR-Trockner

Die gedruckten Farben – ob nun wasserbasierend oder plastisol – müssen in einem anständigen Textiltrockner waschfest fixiert werden. Infrarot-Trockner sind hier das probate Mittel. Leider tummeln sich immer noch Billiggeräte auf dem Markt, auf denen man Spiegeleier braten könnte, so heiß werden die schwach oder gar nicht isolierten Tunneltrockner. Gehen Sie doch mal in den Keller und beobachten, wie rasch sich da der Stromzähler dreht. Wird Ihnen schwindlig? Spätestens dann, wenn Sie Ihre Stromrechnung erhalten. Kostengünstiger – und damit eben ressourcenschonender – ist da die neue Generation von IR-Trocknern. Die T-Box von Tiflex zum Beispiel benötigt rund 15-20° C weniger Temperatur als herkömmliche IR-Trockner. Die Hitze bleibt dort wo sie wirken soll: im Inneren des Trockentunnels.

Plastisol ohne PVC – dafür mit Umwelt-Zertifikaten

Dazu passt dann auch noch eine Plastisolfarbe, welche nicht auf PVC-Basis – und damit ohne die krebsverdächtigen PVC-Weichmacher – hergestellt wurde, sondern aus einem anderen Kunststoff: Die Dreamflash von Tiflex. Übrigens ein Farbsystem, welches außer dem Oeko-Tex-Standard-100-Zertifikat auch das G.O.T.S.-Zertifikat besitzt.

Verdruckte T-Shirts - Putzlappen oder „Designer-Shirts“?

Dass man auch mit Abfall Geld verdienen kann, haben auch ein paar clevere T-Shirt-Drucker erkannt, die ich vor Jahren auf deren übervolle Gitterbox mit verdruckten Shirts angesprochen hatte. Ich habe immer noch das breit grinsende Gesicht des Inhabers vor mir, der mir erklärte, dass diese Textilien das beste Geschäft seien, das er mache: Die Shirts, die beim Einrichten eines Druckjobs nicht sofort optimal sind, werden zig-mal für diese Arbeit herangezogen. Schriftzüge (hier verallgemeinert) von Fliesen Meier, Schrauben Huber, Autohaus Müller und Pizza Luigi, wird übereinander gedruckt, das Druckbild (noch) fehlerbehaftet – eben während des Einrichteprozesses entstanden – mutieren durch ein niedliches Preisschild in Höhe von 40 € zum Designerstück mit Alleinstellungsmerkmal. Besser an einen Individualisten-Kunden verkaufen, als ohne Gewinn in die Altkleidersammlung werfen, wo man dem Teil sicher nicht diese Wertigkeit zuordnen und es schlichtweg zu einem Putzlappen degradieren würde.

In diesem Sinne: Vorher nachdenken, Prozesse neu durchdenken … und auf umweltschonende Ideen kommen.

Werner Karl Technischer Außendienst Schlee Siebdrucktechnik, Fürth i. Bay. 14. August 2019

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